"Es gibt positive Zeichen". Le ministre des Affaires étrangères, Jean Asselborn, au sujet de l'Afghanistan

Tageblatt: Wie würden Sie den Stellenwert der Konferenz einordnen?

Jean Asselborn: Persönlich ist es für mich die 5. Afghanistan-Konferenz, an der ich teilnehme, nachdem ich die beiden Male in London und in Den Haag und Paris dabei war. Aus dieser Erfahrung heraus finde ich es absolut richtig, dass die jetzige Konferenz in Kabul selber stattgefunden hat. Auch wenn vor Ort die Geschäfte aus Sicherheitsgründen drei Tage lang geschlossen waren und die meisten Arbeitnehmer drei Tage frei hatten, ist es ein starkes Zeichen der internationalen Solidarität mit den Menschen in Afghanistan, umso mehr als neben über 40 Außenminister auch der UN-Generalsekretär und Vertreter der Weltbank z.B. teilgenommen haben.

Tageblatt: Jetzt sollen die Afghanen ab 2014 selber für ihre Sicherheit sorgen.

Jean Asselborn: Die internationalen Truppen sind seit 2001 in dem Land. Übrigens aufgrund eines UNO-Mandates, woran ich den iranischen Außenminister Mottaki in meiner Rede erinnern musste. Er hat davon gesprochen, dass die Truppen das Land 2001 überfallen hätten. Der Einsatz dauert demnach bereits neun Jahre. Luxemburg, das mit neun Soldaten auf dem internationalen Flughafen von Kabul vertreten ist, hat bislang 41 Millionen Euro in Afghanistan einfließen lassen. Das ist bei weitem mehr als manch andere große Nation und wird von den Verantwortlichen auch gebührend anerkannt. Nach neun Jahren muss man darüber nachdenken können, wie Afghanistan sein Schicksal in die eigene Hand nehmen kann. Aus diesem Grunde befinden wir uns jetzt in einer Übergangsphase, die bis 2014 dauert. Anschlie-ßend wollen die Afghanen selbstständig agieren können. Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit selber, sondern auch um die Bekämpfung des Drogenhandels und der Korruption.

Tageblatt: Ist das denn für die Afghanen zu schaffen?

Jean Asselborn: Es gibt durchaus positive Elemente, die hoffen lassen. So wird die Zahl der afghanischen Soldaten bis Oktober 2010 auf 134.000 aufgestockt. Das ist realistisch, denn im Mai zählten die einheimischen Streitkräfte bereits 120.000 Soldaten. Ebenfalls bis Oktober soll die Stärke der afghanischen Polizei bei 110.000 Mann liegen. Hier gibt es noch einige Arbeit, da es an rund 700 Ausbildern mangelt. Die Luxemburger Regierung hat sich bereit erklärt, auf dieser Ebene mitzuhelfen, wenn dies gewünscht wird. Ist dieser Teil der Eigenständigkeit abgeschlossen - die internationalen Truppen werden sich ja zudem nicht alle sofort zurückziehen -, wird alles andere davon abhängen, als wie fähig sich die Afghanen bei der Bekämpfung der Korruption und des Opiumanbaus z.B. zeigen werden. Man wird den Bauern im Lande Alternativen anbieten müssen. In diesem Bereich könnte eine besser funktionierende Industrie Lichtblicke schaffen. Es ist daher absolut zu begrü-ßen, dass Afghanistan und Pakistan gestern ein Wirtschaftsabkommen unterzeichneten. Wobei natürlich klar ist, dass eventuelle ausländische Investitionen wohl nur dann erfolgen werden, wenn die Korruption eingedämmt und die Stabilität des Landes weitestgehend wieder hergestellt ist.

Tageblatt: Wird der Terrorismus in Afghanistan eingedämmt werden können?

Jean Asselborn: Ich hatte in Kabul die Gelegenheit, mit dem neuen Oberbefehlshaber General David Petraeus sprechen zu können. Beide sind wir der gleichen Meinung, dass der Krieg nicht mit militärischen Mitteln gewonnen werden kann. In einem Lande, in dem so lange Krieg herrschte, müssen die Strukturen neu aufgebaut werden, um den Menschen stabile Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Afghanistan ist ein armes Land, die Anzahl der Analphabeten ist hoch, was das Ganze nicht vereinfacht. Im Übrigen sollte man bei den Begriffen Taliban und AI Kaida unterscheiden. Hierauf hat z.B. der Außenminister der Vereinigten Emirate korrekt aufmerksam gemacht. Scheich Abdallah Bin Zayed al-Nahayan bemängelte, dass nur wenige islamische Länder einen Beitrag zur internationalen Truppen leisten würden. Neben seinem Land nur noch Jordanien. Dabei gehe es in Afghanistan zum einen um die Befriedung des Landes, also um die Auseinandersetzung mit den Taliban. Es gehe aber auch um die Bekämpfung von AI Kaida. Und gegen AI Kaida kämpfen heißt, für den Islam zu kämpfen, so der Scheich. Die AI Kaida sei in keinster Weise repräsentativ für den Islam, sondern spiegle allenfalls ein Zerrbild des Islams wider. Ich hoffe dass die islamische Welt diese Botschaft hört und sich stärker in den afghanischen Friedensprozess integrieren wird.

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