"Drei Fragen an". Le Premier ministre au sujet de la signature des accords de Schengen il y a 25 ans

Luxemburger Wort: Wie empfanden Sie damals als junger Minister den an sich eher unauffälligen Vorgang der Vertragsunterzeichnung in Schengen?

Jean-Claude Juncker: Nie habe ich die Unterschriftenzeremonie von 1985 nur am Rande zur Kenntnis genommen, weil ich die Anstrengungen der Unterzeichner als richtungweisend empfunden habe. Allerdings hätte ich mir nie vorstellen können, dass sich aus der doch bescheidenen Zeremonie ein kontinentaler Prozess ergeben würde, der heute in einem Justiz- und Reisefreiheitsraum mehr als 400 Millionen Menschen innerhalb und teilweise auch außerhalb der EU zusammenfuhrt und wegen seines durchschlagenden Erfolges Schengen in der ganzen Welt bekannt gemacht hat. Weil wir uns so an diese Reisefreiheit gewöhnt haben, denke ich mir manchmal, wenn sich über Europa beklagt wird, man sollte die Grenzkontrollen wieder für sechs Monate einführen, damit im Negativen gemerkt wird, was Schengen im Positiven brachte.

Luxemburger Wort: Könnte das Europa der zwei Geschwindigkeiten, wie es Schengen zeigte, nicht auch auf anderen Gebieten Anwendung finden, um Fortschritte zu erzielen?

Jean-Claude Juncker: Schengen ist ein gutes Beispiel für eine Vorgehensweise, wo ein paar Länder zielbewusst nach vorne preschen, ohne dass jeder EU-Mitgliedstaat gleich mitmacht. Den Erfolg davon lassen die Initiatoren dann auf die anderen wirken, so dass das von ein paar begonnene Werk nachher in einen Vertrag eingeschrieben wird, der die EU als solche zum Hauptakteur des Geschehens macht. Derselbe Prozess wurde auch bei der Euro-Konstruktion gewählt, allerdings im Rahmen des Verträges, der dies vorsah. Weitere Bereiche der verstärkten Zusammenarbeit bieten sich im Gesamtzusammenhang von Justiz und Recht an. Ein anderes Beispiel kann die Verteidigung werden, was allerdings einen schwierigen Prozess darstellen dürfte.

Luxemburger Wort: Fehlt es heute der Europäischen Union mit ihren verschiedenartigen Krisenerscheinungen nicht einfach an Initiativen nach dem Modeil von Schengen?

Jean-Claude Juncker: Solche Initiativen sind immer dann begrüßenswert, wenn Europa integrationsmüde wird. 1985 befanden wir uns einer Zeit der Eurosklerose. Immer wenn wir europamüde und integrationsunwillig werden, sollte darüber nachgedacht werden, welche entwicklungsfähigen Initiativen über den Tag hinaus angegangen werden können.

Dernière mise à jour