"Die Menschlichkeit nicht vergessen". Le ministre des Affaires étrangères, Jean Asselborn, au sujet du camp de Guantánamo

Télécran: Herr Asselborn, wäre Luxemburg bereit, ebenfalls Ex-Häftlinge aus dem US-amerikanischen Gefangenenlager von Guantanamo aufzunehmen?

Jean Asselborn: Nein. Luxemburg hilft so gut wie es kann, wie die meisten EU-Staaten auch. Die Regierung setzt auf Menschlichkeit in dieser Frage. Wir bemühen uns, einen Beitrag zu leisten, der dazu führt, dass Guantanamo geschlossen werden kann.

Télécran: Was heißt das konkret?

Jean Asselborn: In der Diplomatie gibt es Dinge, die nicht an die große Glocke gehängt werden sollten. Ich möchte es also dabei belassen und sagen, dass wir unser Bestes geben. Ich stehe übrigens wöchentlich in Kontakt mit dem hohen US-Beamten Dan Fried, der für die Auflösung des Gefangenenlagers zuständig ist.

Télécran: Können Sie die Sicherheitsbedenken nachvollziehen, die in Deutschland geäußert werden?

Jean Asselborn: Ich kann alles nachvollziehen. Aber über allen Sicherheitsbedenken sollte man die Menschlichkeit nicht vergessen. Ich will mich nicht in deutsche Angelegenheiten einmischen. Ich mache nur darauf aufmerksam, dass Deutschland 80 Millionen Einwohner zählt. Jetzt kommen zwei hinzu. Muss die Gesamtbevölkerung nun Angst haben? Wenn Häftlinge aus dem Lager von Guantanamo freigelassen werden, dann heißt dies, dass sie von den Amerikanern als unschuldig eingestuft werden. Es gibt zahlreiche Insassen, die jahrelang unschuldig eingesperrt waren - dessen müssen wir uns bewusst sein. Anfang des Jahres habe ich selbst einen derartigen Ex-Häftling empfangen. Er schrieb ein Buch über seine Leidensgeschichte. Und er setzt sich ein für seine früheren Mitgefangenen. Viele diese Männer hatten das Pech, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen zu sein, und sich dort sonderbar benommen zu haben. Die Luxemburger Regierung setzt in dieser Frage auf Menschlichkeit. Seit Nine Eleven hat der Sicherheitsgedanke die Überhand genommen in der Politik. Kürzlich haben wir ein Vierteljahrhundert Schengen gefeiert, Ich sage Ihnen, mit der aktuellen auf maximale Sicherheit ausgerichteten Mentalität, wäre Schengen womöglich niemals zustande gekommen.

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