Jean-Claude Juncker au sujet de la situation en Grèce et des perspectives pour 2012

Birgit Langhammer: Auf 2012 lasten grosse Erwartungen. Immer noch droht ein Auseinanderbrechen der Eurozone, 10 Jahre nach dem hoffnungsvollen Start der Gemeinschaftswährung. Gibt es wirklich noch Hoffnung, oder kommt die Rettung für die Pleitekandidaten zu spät?

Jetzt am Telefon der luxemburgische Ministerpräsident und Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker. Schönen guten Morgen.

Jean-Claude Juncker: Guten Morgen.

Birgit Langhammer: Ein Zitat von Ihnen aus dem vergangenen Juni zur Lage in Griechenland: "Es wird keine Pleite geben". Würden Sie das heute so wiederholen Herr Juncker?

Jean-Claude Juncker: Ja, weil es hat ja keine Pleite gegeben, weil wir alle Mittel und Instrumente in Aufstellung brachten, um mit der griechischen Situation zu Potte und zu Rande zu kommen. Die Lage in Griechenland bleibt schwierig, wie in anderen Ländern auch, aber machbar bleibt die griechische Lösung trotzdem.

Birgit Langhammer: Die Griechen selbst sehen das ein bisschen anders. Sie brauchen dringend das zweite Hilfspaket über 130 Milliarden Euro, sonst sehen sie die Rückkehr zur Drachme als unabwendbar, hiess es gestern von einem Regierungssprecher.

Jean-Claude Juncker: Die Griechen sehen das genau so wie ich. Ich sage ja nicht, dass Griechenland keine Probleme mehr hat. Und wir haben im Grundsatz ja schon ein zweites Griechenlandprogramm verabredet, Details werden in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden.

Die Rückkehr zur Drachme ist keine Option, weder für Griechenland noch für die Eurozone als Ganzes. Die griechische Regierung hat gestern auch deutlich gemacht, dass sie dieses Szenario nicht ernsthaft ins Auge fasst.

Birgit Langhammer: Aber genau dass es so lange dauert, diese mangelnde Entschiedenheit ist es ja auch was den Staatschefs in dieser Krise vorgeworfen wird. Wie lange soll diese Unentschiedenheit denn noch andauern?

Jean-Claude Juncker: Also für europäische Verhältnisse, ich beteilige mich an Europapolitik seit 30 Jahren, war die Entscheidungsfindung aussergewöhnlich schnell. Wenn Sie sich vor Augen führen was in den letzten 18 Monaten alles an Entscheidungsdichte angehäuft wurde in Europa, dann bleibt dies eine insgesamt beeindruckende Bilanz.

Aber ich stimme Ihnen zu, die Entscheidungswege waren zu lang, die Entscheidungen fielen zu spät, die Zögerlichkeit in einigen Hauptstädten war zu gross.

Aber wir haben jetzt im Dezember Beschlüsse gefasst, die die Strasse zur Lösung der griechischen Frage deutlich andeuten. Und wir sind jetzt dabei den neuen Vertrag zu schnüren, an einem neuen Griechenlandprogramm zu arbeiten.

Ich denke, dass das Jahr 2012, das eh ein Schlüsseljahr für den Euro ist, am Ende des Jahres als ein Jahr erscheinen wird, wo weitere zielführende Beschlüsse getroffen wurden.

Birgit Langhammer: Stichwort Schuldenschnitt. Auch private Gläubiger sollten ja den Griechen bis zur Hälfte ihrer Schulden erlassen, viel war jetzt aber von diesen Plänen nicht mehr zu hören. Wie zufrieden sind Sie mit diesen Entwicklungen?

Jean-Claude Juncker: Dies einfach so salopp und leger zu kommentieren fällt mir schwer, weil ich ja in täglichem Kontakt mit der griechischen Regierung, und auch mit den Privatgläubigervertretern stehe, und kann deshalb nicht einfach so mich dazu einlassen. Ich kann nur sagen, die Gespräche zwischen der griechischen Regierung und den Privatgläubigervertretern die laufen, die kommen auch demnächst zum Abschluss. Es ist nicht so, dass nichts passiert, weil nichts in der Zeitung steht.

Birgit Langhammer: Also, Herr Juncker, Ihre Prognose. Am Ende des Jahres 2012 werden wirklich noch alle 17 Länder mit Euro zahlen?

Jean-Claude Juncker: Totgesagte leben länger!

Birgit Langhammer: Soweit der Eurogruppenchef und luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker.

Membre du gouvernement

JUNCKER Jean-Claude

Organisation

Ministère d'État

Date de l'événement

04.01.2012

Type(s)

gouv:tags_type_event/interview